Eine planetarische Tonhalle, eine verschobene Brücke und ein Kunstpalast zwischen Expressionismus und präfaschistischer Architektur.
Am nächsten Tag also in die Innenstadt, eine obligatorische Pflichtrunde durch die Düsseldorfer Altstadt drehen. Einige der Traditionskneipen wie der „Spiegel” existieren noch immer, aus anderen dröhnt noch die gleiche Hardrockmusik wie damals. Auf dem Markt am Karlsplatz etwas essen, anschließend ein Spaziergang über die Flaniermeile am Rheinufer. Jenseits der Kunstakademie überquere ich die Auffahrt zur Oberkasseler Brücke, die 1976 für zwei Tage im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit stand.
Da die alte, in der Nachkriegszeit errichtete „Dauerbehelfsbrücke” als Behelf eben nicht mehr ausreichte, wurde gleich neben ihr eine neue Brücke gebaut, dann riss man die alte ab, und in einer als technische Weltneuheit gepriesenen Aktion schob man die fast 600 Meter lange und 12500 Tonnen schwere neue Brücke mit ihrem über 100 Meter hohen Pylon auf einer teflonbeschichteten Betongleitbahn in 13 Stunden knapp 50 Meter stromab an den Platz der alten.
Gleich neben der Brückenauffahrt steht, bewacht von einer Pallas Athene, die ehemals Planetarium genannte Tonhalle aus den Zwanziger Jahren, die zu Recht als eins der schönsten Bauwerke expressionistischer Backsteinbaukunst gilt. Architekt war der persönliche Karl-May-Freund Wilhelm Kreis, damals Professor an der Kunstakademie.
In der Verlängerungsachse der Tonhalle wurde 1925/26 nach Plänen von Kreis im selben Stil ein doppelreihiges Ensemble von monumentalen Ausstellungsräumen um den sogenannten Ehrenhof erbaut. Mit etwa 400.000m² Ausstellungsfläche bildeten sie während der Weimarer Republik das größte Messegelände Deutschlands. Das Gesamtvorhaben war die erste Selbstdarstellung Düsseldorfs nach dem Ende der französischen Besetzung des Rheinlands seit dem Ersten Weltkrieg.
Heute beherbergen die Gebäude zum einen das Museum Kunstpalast und zum andern das NRW-Forum mit Schwerpunkten auf Fotografie, digitalen Medien und Design. Gerade lief (und läuft) dort eine umfangreiche (und sehr lustige) Werkschau des bekannten englischen Magnum-Fotografen Martin Parr, der 2018 eine schöne, gar nicht desavouierende Fotoserie über Düsseldorfer Schrebergärtner erstellt hat. Zum Schaudern schön-schrecklich seine früheren Bilder zum Thema „Luxury”. Noch besser gefielen mir die Aufnahmen aus seiner Serie „The last Resort” von 1985 aus dem Seebad New Brighton bei Liverpool und vor allem seine Debütserie „Bad Weather” von 1975.
Ein Gedanke zu “Flaneur am Rhein”